Sketche zum Nachspielen

Buchtipp: "Tolle Sketche mit zündenden Pointen, zum Nachspielen"
Buchtipp: Sketche und Blackouts zum Nachspielen von Eberhard Cohrs


Der Gaststättenkontrolleur

Eberhard Cohrs-Der kleene mit der großen Gusche.gif
Herr: Guten Tag! Ein freundliches Bier
Wirt: Guten Tag! Helles oder Export?
Dame: (ruft dazwischen) Herr Wirt! Vielleicht kommen Sie auch mal zu mir?
Wirt: (eilt zur Dame) Bitte, please meine Dame. Was darf es sein?
Dame: (im Befehlston) Die Speisekarte und die Getränkekarte... aber etwas flott!
Wirt: (nimmt vom Nebentisch 2 Karten) Bitte. Möchten Sie etwas trinken?
Dame: Ein kleines Bier. Ich nehme an das Sie wissen, wo der Eichstrich ist. (winkt mit der Hand das der Wirt sich entfernen soll)
Wirt: (geht zur Theke zurück - nickt seinem Gast zu - zeigt mit dem Kopf auf die Dame und flüstert): Ein zänkisches Aas! Die spricht wie mein alter Feldwebel beim Kommiss
Herr: Ja - Ja unsere lieben Gäste. Wie geht das Geschäft?
Wirt: Wir Sachsen sagen: Es läppert sich so hin. Die Unkosten sind zu hoch. Sie sagten "unsere" Gäste?
Herr: Stimmt! Habe selbst eine Speisegaststätte mit Ausschank. Nur Ärger mit den Gästen. Und mit der Steuer.
Wirt: Das stimmt! Meine Reinemachefrau verlangt ....
Herr: (unterbricht)... Sie sagen Reinemachefrau?! Ich muss meine mit "Lady Müllfort" anreden.
Wirt: (lacht) ...vornehm geht die Welt zugrunde! Übrigens, haben Sie auch so einen hohen Wasserverbrauch?
Herr: (lacht mit) Nur wenn bei mir viel Wein verlangt wird. (kneift dabei ein Auge zu)
Der Wirt hat 2 Gläser Bier eingeschenkt – ein Bier stellt er vor seinem Gast hin, das andere bringt er der Dame an den Tisch.
Dame: (nimmt das Bierglas hält es gegen das Licht und sagt zum Wirt): Ich könnte Ihnen einen Tipp geben wie Sie die doppelte Menge Bier umsetzen.
Wirt: (Erfreut) Neee ! Wie denn?
Dame: Sie brauchen die Gläser nur bis zum Eichstrich voll zu machen.
Wirt: (lacht verlegen) Ich mache die Biergläser mit Absicht nicht ganz voll – ich bin nämlich Vorsitzender im Verein der Alkoholgegner.
Dame: (aufgebracht) Ihre blöden Witze werden Ihnen bald vergehen. Ich studiere jetzt die Speisekarte und wenn ich Sie brauche, rufe ich Sie.
Wirt: (geht zu dem Gast an der Theke zurück) Haben Sie das gehört? Diese .... diese .... Salatschnecke! Seit dem die hier ist, hat die nur zu meckern.
Herr: Meckern – ist doch ihr Beruf. Kennen Sie "die" denn nicht ?
Wirt: (schaut zum Tisch – schüttelt den Kopf) Neeee!
Herr: (dreht sich nach allen Seiten vorsichtig um – flüstert geheimnisvoll): Die ist doch aus der Verwaltung – Oberprüferin für Speise – und Getränkegaststätten für zulässige Speise – und Getränkepreise. Das ist eine ganz Scharfe!
Wirt: Neee! So ein Ferkel
Herr: Quatsch! Ich meine eine Scharfe bei der Preiskalkulation. Die hätte mich doch bald ruiniert!
Wirt: Neee! Was Sie nicht sagen. Die da?! (zeigt dabei mit dem Kopf auf die Dame)
Herr: Jaaaa! Die beanstandet alles. Die ist so genau, die zählt sogar im Bierschaum die Blasen nach.
Wirt: Neee! Ich werde verrückt!
Herr: Jaaaa! Beim Spinat prüft Sie ob er farbecht ist und in der Suppe zählt Sie die Gräupchen nach.
Wirt: Neeeeeeeee! Und Sie will bei mir etwas bestellen.
Herr: Da werden Sie etwas erleben! Die hat mein Schnitzel gegen das Licht gehalten, ob man durchsehen kann. Sie legt dann auch das Strafmaß fest, von einer halben Stunde bis lebenslänglich.
Wirt: (fasst sich an den Kopf) Großer Gott! Was mache ich bloß?
Herr: Haben Sie denn kein einwandfreies Essen?
Wirt: (winkt ab) Moment! Ich müsste schnell über die Straße laufen und etwas aus der Betriebsküche von Kleckermann und Sohn holen.
Herr: Und Ihre Küüche? Ist das Essen nicht besonders?
Wirt: (fasst sich wieder an den Kopf) Besonders schon ! Besonders ungenießbar! Meine Frau kocht selbst, und die kann kochen was Sie will, es kommt immer Gulasch raus, (sieht seinen Gast verzweifelt an) Ob ich der Geld anbiete?
Herr: Das würde ich versuchen.
Dame: (ruft) Herr Wirt
Herr: Die Schlacht beginnt!
Wirt: (schaut nach oben faltet die Hände und ruft mit pastoraler Stimme ): Josef gib mir ein Zeichen das ich die Schlacht gewinne.
Dame: (ruft lauter) Herr Wirt! Wo bleiben Sie denn?
Herr: (schlägt dem Wirt aufmunternd auf die Schulter, dass er nach vorn fällt und ruft): Auf in den Kampf Tornado!
Wirt: (ist durch den Schlag bis vor den Tisch der Dame gelandet - rappelt sich hoch und fragt eingeschüchtert): Was möchten Sie bitte?
Dame: Was können Sie mir empfehlen?
Wirt: (weinerlich) Eine andere Gaststätte. Im Gasthaus zum "Goldenen Anker" isst man sehr gut.
Dame: Ich esse bei Ihnen. (zeigt auf die Karte) Was!! Sie verlangen für einen Rollmops ....12 Mark?
Wirt: (stottert) Na ja, a – a - aber das Ho – Ho – Holz was da durchgeht, i – i – ist aus Mahagoni.
Dame: Hier steht: Zunge .... ist die frisch?
Wirt: Ja! Mit der können Sie sich noch unterhalten. ..... aber unser Gulasch .....
Dame: (unterbricht)....Ich möchte keinen Gulasch! Ihren Gulasch können Sie sich an den Hut stecken.
Wirt: Das geht nicht, da hab ich schon 4 Rouladen oben
Dame: Haben Sie nicht etwas Pikantes?
Wirt: Etwas Bekanntes?
Dame: Nicht Bekanntes – etwas Pikantes. Sie Blödmann! Etwas Aufregendes?
Wirt: Etwas Aufregendes – Selleriesalat!
Dame: Quatsch! Etwas Besonderes. Und nun ziehen Sie ab und bringen Sie etwas.
Wirt: (macht großen Kratzfuß) Bitte, please – meine verehrte Dame.
Der Wirt verschwindet durch die Tür – kommt wieder – geht zur Theke – wischt sich den imaginären Angstschweiß ab –
Wirt: (flüstert vertraulich) Ich habe meine Frau in ein Delikatessengeschäft geschickt, die holt etwas - die haben nur erstklassige Sachen. greift zur Flasche) Diese Aufregung! Jetzt muss ich erst mal einen zur Brust nehmen.
(zu seinem Gast) ..... trinken Sie einen mit? Wirt schenkt ein – beide trinken aus – Wirt verschwindet hinter der Tür – kommt mit dem Essen wieder – serviert der Dame – kommt wieder zur Theke. Beide beobachten die Dame beim Essen.
Herr: Dabei – im Profiel sieht Sie ganz nett aus.
Wirt: Da sieht man ja auch nur die Hälfte. (schenkt noch zwei Wodka ein) Prost!
Herr: Die Letzten bezahle ich.
Wirt: Nein! Kommt gar nicht in Frage. Sie haben mich vielleicht vor – lebenslänglich – bewahrt! Sie haben mir doch den Tipp mit der Kontrolleuse gegeben. (schaut wieder zum Tisch) Jetzt ist die fertig mit essen, mal seh’n was Sie sagt. (Er eilt zum Tisch – macht einen devoten Kratzfuß) Waren gnädige Dame zufrieden? (schiebt dabei einen Hundertmarkschein über den Tisch).
Dame: (nimmt den Schein) Was soll den das?
Wirt: Ich bin abergläubisch! Sie waren heut‘ mein erster Gast – mein erster Gast bekommt immer einen Geldschein – wir sagen: Wenn der erste Gast zufrieden weggeht, wird es ein guter Tag. Es ist wie beim Glücksschwein ....... und Sie waren unser ... unser erstes ...
Dame: Wie bitte!
Wirt: (stottert) Ich mei – mei – meine, unser ertes Glück. Das muss ich meiner Frau sagen. (Verschwindet mit großer Verbeugung durch die Tür). Von der Theke kommt der Herr – gibt der Dame einen vertraulichen Klaps drauf und flüstert:
Herr: Na, Liebling!... wie war es?
Dame: Na, phantastisch! (hält den Geldschein hoch) Wir haben einhundert Mark, und ich habe vorzüglich gegessen. (reibt sich genüsslich den Bauch)
Herr: (nimmt ihr den Geldschein weg und steckt ihn ein) ... und ich habe einen Hunger! In der nächsten Gaststätte tauschen wir die Rollen, da spiele ich den Kontrolleur.